Geschichte

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Vielseitigkeit und unterschiedliche Nutzung waren von jeher typisch für die Alte Kaserne in Winterthur. Das imposante Riegelhaus am Rande der Altstadt wurde ursprünglich nicht erstellt für Soldaten, Vereinsmitglieder oder kulturinteressierte Menschen in der Stadt. 1795 gebaut, diente das Gebäude nämlich als Holzmagazin. Erst fast 100 Jahre später (1846) wurde es zu einer Unterkunft für Soldaten umfunktioniert. Wo heute Veranstaltungen von Vereinen, Weiterbildungsseminare, Konzerte, Ausstellungen und Zusammenkünfte von Interessengruppen stattfinden, lebten zuerst Pferde und Soldaten. Die Tierstallungen waren im Erdgeschoss, und dort wurde den Soldaten Sicherheit hoch zu Ross beigebracht. Genächtigt haben die Heeresdiener im Obergeschoss. Ab 1900 nutzte das städtische Bauamt die Kaserne als Lagerraum für Material, eine Volksküche wurde eingerichtet, und während des Ersten Weltkriegs quartierte man Flüchtlinge ein. Zudem übte die Feuerwehr drinnen den Ernstfall, und die sollte dann in späteren Jahren zum Einsatz kommen. Vorerst diente das Haus nach 1926 noch dem Militär, den Radfahrer-Rekruten, als Unterkunft. 

Vieles ist heute anders im schmucken Riegelhaus, manches hat erstaunliche Parallelen zur Vergangenheit. Die Feuerwehr musste tatsächlich einrücken, und zwar als 1987 ein verheerender Brand das Dachgeschoss vollständig zerstörte. Und das ausgerechnet nachdem die Winterthurer Stimmbürger endlich einem Umbau- und Renovationskredit von sieben Millionen Franken zugestimmt hatten. Es war nämlich gar nicht so einfach, den Begehren von Kulturinteressierten nachzugeben, die einen Ort für die Pflege der Gemeinschaftlichkeit wollten, Ateliers und Übungsräume für künstlerischen Ausdruck forderten und ein Kulturleben mitgestalten wollten, das sich von den klassischen Häusern absetzte. Widerstand hatte sich zuerst geregt, ein Veranstaltungsort wie die Rote Fabrik in Zürich wollte man im braven Winterthur nicht. Zum Glück sahen weitsichtige Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ein, dass es genau ein solches Haus in der Stadt braucht.

Ein halbes Jahr nach der Feuersbrunst war ein innovatives Architekturbüro am Werk. Es entwarf ein Haus im Haus, die Riegelhausfassade blieb bestehen und drinnen entstanden unterschiedlich grosse Räume für eine vielseitige Nutzung: Malkurse und private Festivitäten, Spielgruppen für die Kleinen, Gymnastik- oder Sprachkurse für die Grossen, Tanzabende und Vereinstreffen, Vorträge und Spiel- und Informationsveranstaltungen, aber auch Konzerte und Theateraufführungen im grossen Saal. Fremdsprachige Gruppen sollten sich treffen und Firmen und Institutionen ihre Mitarbeiteranlässe veranstalten können.  

Es dauerte allerdings, bis alle Anliegen und Bedingungen soweit erfüllt worden waren, dass das Betriebskonzept 1991 für eine «Kulturell orientierte Freizeitanlage» vom Stadtrat genehmigt wurde. Erfolgreich führte ein fünfköpfiges Team die ersten Konzerte, Ausstellungen und Festivitäten durch. Die Öffnungszeiten des Sekretariats waren auf wenige Stunden pro Woche beschränkt. Und erst einige Jahre später wurde das Konzept für einen Gastronomiebetrieb, dem heutigen «Bistro», angenommen. Dieses entwickelte sich über die Jahre zu einem gemütlichen Treffpunkt, der ganztags geöffnet ist und wo unter der Woche ein vegetarisches Mittagsmenüs angeboten wird. Auch die Öffnungszeiten des Sekretariats entsprechen heute den Kundenbedürfnissen. Die Umbenennung der Freizeitanlage in «Alte Kaserne Kulturzentrum» diente dazu, mit dem Namen dem Angebot eher gerecht zu werden.

Heute, 30 Jahre nach der Eröffnung des Hauses, sind keine Pferde, Soldaten und Feuerwehrmänner mehr da, hingegen sind interessante Menschen heimisch geworden, die das Kulturprogramm prägen. In den Veranstaltungen spiegelt sich die kulturelle Vielfalt Winterthurs wieder: Ausstellungen über amerikanische First-Nations-Kulturen haben genauso Platz wie das Sprachenbistro. Hier trifft man sich in kleinen Tischrunden um auf Holländisch, Tamilisch, Rätoromanisch oder Schwedisch  einige Kommunikationsversuche zu wagen. Eine keltische Musikreihe bringt regelmässig traditionelle Folkmusik von internationalem Format auf die Bühne im Saal. Bei den sonntäglichen «Kochen & Essen»-Veranstaltungen darf man sich von regionalen Kochkünsten aus der ganzen Welt verführen lassen. Die Veranstaltungsreihe der «Altstadt Swing» mit Livemusik und Tanz aus den 50er Jahren hat viele Liebhaber gefunden. In Zahlen ausgesprochen sind es jährlich etwa 1600 Anlässe unterschiedlichster Art, die in den elf Räumen der Alten Kaserne stattfinden. 

Die regelmässigen Angebote finden Sie unter «Weitere Angebote», die Projekte des Kasernen-Teams sind hier beschrieben. Das aktuelle Programm kann man auch als elektronischen Newsletter bestellen oder sich per Post zustellen lassen. 

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